GUTE STADT °7

von | 04.05.2015

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Die Geschichte vom Väterchen und dem wohltemperierten Klavier

Die Sängerinnen und Sänger des Russischen Chores der Universität Freiburg singen in der Oper »Die Gute Stadt« erstmal kein einziges deutsches Wort. In der Szene »Besuch bei den Wortlosen/ Stimmlosen« singen sie auch nicht auf Russisch, wie man eventuell glauben könnte. Es sind eher Lautmalereien, die getragen in den Zuschauerraum klingen. Wie die Beteiligung des Russischen Chores mit der Gründungsphilosophie zusammenhängt, erzählt uns Edeltraud (Mitglied von 1968 bis 1986 und wieder seit 2004):

Ich bin ein Urgestein des Russischen Chores und habe noch den Chorgründer Alexander Kresling, unser »Väterchen«, und seine Volksliedphilosophie gekannt. Das Meiste davon konnten wir nach seinem Tod im Chor bewahren. So singen wir sehr schnell auswendig, lösen uns auch von Notenlängen, Tempi und Stimmungsanzeigen, singen so, wie es der momentanen Eingebung entsprechend dirigiert wird. Dadurch leben die Lieder und sind nicht immer gleich.

Das Stück, welches wir für die Oper einstudiert haben, bietet einige Herausforderung. Zwar ist es uns von der Komponistin auf den Leib geschrieben, aber dafür auch unveränderlich. Wir können zwar gut auswendig singen, müssen jetzt aber auf der Bühne Bewegungen in alle Richtungen machen, im Liegen und Sitzen. Dabei den Kontakt zum Dirigenten und den sehr festen Takt der Klavierbegleitung zu halten, ist nicht immer leicht!

Klavierbegleitung zu russischem, angehauchtem Liedgut – oh? Väterchen würde sich vor Grausen im Grab umdrehen, er hasste wohltemperierte Instrumente.

Außerdem hat im russischen Chor jede Stimme eine eigene Melodie. Dadurch ist es nicht immer harmonisch, keineswegs eintönig, Dissonanzen sind gewollt und üblich.

Trotzdem – alles ist spannend. Es ist ein neues Erlebnis mich auf der Bühne zu bewegen und mimisch agieren zu müssen.

Ich bin gespannt, wie es in der »heißen Phase« vor der Premiere mit den vielen Proben wird – ich muss immerhin jeweils aus Basel anreisen und als alter Knochen (alte Knöchin!) heißt dies jedes Mal, sich aufraffen zu müssen. Aber hinterher fand ich’s immer gut!