WACH- UND SEHNSUCHTSTRÄUME

von | 07.07.2011

Klub 5 – »Traumurlaub.Einzelzimmer!«

Kurz vor dem zweiten Showdown unserer Theaterklubs ist heute in der Badischen Zeitung die Rezension zu den Präsentationen der ersten vier Klubs erschienen:

»Nicht nur die Ambitionierten ans Theaterspielen heranzuführen, sondern auch denen eine Bühne bieten, die kaum Berührung mit den Künsten haben – das ist eins der Ziele des Jungen Theaters Freiburg, dessen professionelle Leiter seit dem Jahreswechsel mit rund 80 Kindern und Jugendlichen eigene Stücke entwickelten und probten. Unterm Motto »Showdown!« präsentierten vier der acht Theaterklubs ihre Projekte im Werkraum und auf der abendlichen Dachterrasse – und wieder eine verblüffende Vielfalt an Spielern, Themen und Stilmitteln.

Trotz oder wegen diverser Holprigkeiten von staubtrockenem und stellenweise an die absurde Komik eines an Monty Python heranreichenden Charmes war das rund zwanzigminütige Stück »Onkel Montana« des Spielklubs Y, der aus einer internationalen Truppe der Albert-Schweitzer-Schule III in Freiburg-Landwasser besteht.
»Tag, ich bin Johnny, ich sag nicht viel!«, so der einzige Satz eines zwielichtigen Ganoven, der mit anderen nicht weniger seltsamen Gestalten in einem Modesalon herumlungert und lose Geschichtenfäden streut, die sich nie zu einer wirklichen Handlung verknüpfen. Was die Königin von Somalia oder ein ominöser Zorro hier verloren haben, wird man wohl nie erfahren. (Leitung: Dorothea und Sibylle Gädeke).

Sehr viel durchstrukturierter und hochmusikalisch entführt Klub 5 unter dem Titel »Traumurlaub. Einzelzimmer!« in ein Gespinst unterschiedlicher Biographien, die in einem zweitklassigen Hotel zusammentreffen. Das reicht vom melodramatischen Wiedesehen einer Tochter mit ihrer verlorenen Mutter bis zu Krimiepisoden um Organschmuggel und Menschenraub. Ein wenig zu lang, aber von beeindruckender Professionalität verzahnen sich mehr als 40 Minuten lang schnöde Wirklichkeit und abenteuerliche Wachträume, unterbrochen von Songs und fetzigen Choreografien (Leitung: Tim Jentzen, Katharina Mohr).

Geradezu minimalistisch, aber von einer berührenden Kraft und Authentizität agieren acht junge Erwachsene der Internationalen Schule im Römerhof im Klub 7 (Leitung: Margarethe Mehring-Fuchs, Ro Kuijpers, Carolin Robert). »Ankommen in D.« – so der schlichte Titel ihrer Erfahrungssplitter um Flucht, Heimweh und Neubeginn. Die babylonische Sprachverwirrung reicht von Afrikanisch bis Arabisch. Was hier zählt, sind Körperausdruck und Rhythmus. Wie schrecklich verloren man sich allein auf einem fremden Flughafen fühlen, wie komisch und absurd eine Polizeikontrolle bei aller Demütigung sein kann, wie wichtig die eigene Musik ist – das wird mit Geige, Trommeln und Tänzen so eindrücklich in Szene gesetzt, dass es unter die Haut geht.

»Ich bin ein kleines rotes Auto«, »Ich bin der letzte Tetrapack im Kühlschrank« schallt es einem auf jedem Treppenabsatz Richtung Dachterrasse entgegen, wo Klub 6 unter dem Titel »Niemals Gold« zum »Oben ohne«-Slampoetry-Abend lädt. Nicht nur der weite Blick in die Dämmerung macht träumen; die Texte der acht jungen Poeten zwischen Herumgeblödel und romantischen Songs drehen sich mal mit wundem Herzen, mal mit Übermut, mal mit schnoddrigem Ton um die Sehnsucht, mit Haut und Haar ins eigene Leben einzutauchen (Leitung: Anita Wunderle). Und weil Metapher und Metrik hier alles sind, hat das bei jedem eine ganz eigenwillige Melodie.« (Marion Klötzer in der BZ-Ausgabe vom 7.7.11)

Weitere Aufführungen: 8. und 9. Juli: Klub 1 und 2, 18 Uhr im Werkraum, Klub 6, 21.30 Uhr auf der Dachterrasse, Treffpunkt: Bühneneingang. 15. und 16. Juli: Klub 3 und 4, 18 Uhr im Werkraum. 15. Juli: Klub 6, 21.30 Uhr auf der Dachterrasse.