Wie viel wird in der Welt geklaut? Klaust auch du? Wie würdest du »Klauen« definieren? Was hast du zuletzt geklaut? Wann ist Klauen okay und wann nicht? Ist der Dieb ein Heimlichtuer oder ein Revolutionär? Wie stiehlt man am geschicktesten eine Idee? Macht Klauen Spaß? Und wie teilt man eigentlich eine Schwarzwälder-Kirschtorte möglichst gerecht auf?
In dem »Wege ins Theater«-Projekt »Alles nur geklaut!« setzen sich 20 Kinder und Jugendliche in Workshops spielerisch mit den Themen »Besitz« und »Diebstahl« auseinander. Nach den Schnupperworkshops im Dezember hat sich am Theater Freiburg nun ein Expertenklub von Meisterdieben zwischen 10 und 18 Jahren formiert, der Utopien einer Welt spinnt, in der Diebstahl keine Strafe nach sich zieht, sondern zum Alltag dazugehört – so wie Zähneputzen, Kreuzworträtsel lösen oder Brot toasten.
Mit dabei sind Kinder und Jugendliche vom Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte in Stegen sowie Schülerinnen und Schüler der Paula Fürst Schule Freiburg, die in den Workshops auch stets ihre Habseligkeiten – ob Pausenbrot oder Notizbuch – miteinander teilen, während einige »besonders persönliche Gegenstände« sicher am Rand des Geschehens in einer Kiste verwahrt bleiben.
Zunächst haben die Projektteilnehmerinnen und Teilnehmer in den Workshops eine Bestandsaufnahme ihres persönlichen Besitzes gemacht: Lange Listen von Dingen, die man unbedingt zum Leben braucht, sind entstanden. Und Listen von Gegenständen, die das Leben erleichtern. Und Listen von Dingen, die eigentlich überflüssig sind, aber das Leben schöner machen. Nach und nach füllte sich die Probebühne 1 des Theaters durch Beamerprojektionen mit dem Hab und Gut der Projektteilnehmerinnen und Teilnehmer: Wasser wurde dabei ganz klar als lebensnotwendig eingestuft. Der Selfiestick ohne Zweifel als Luxus. Aber wie steht es um das Handy oder den Reisepass?
Gemeinsam erfinden die gehörlosen und hörenden Schülerinnen und Schüler in den Workshops mit den drei Kulturvermittlerinnen Marietheres Jesse, Wera Mahne und Kristin Grün des Theaterkollektivs Klub Kirschrot Visionen einer Welt, in der die Besitzverhältnisse schwebend sind. Macht der permanente Diebstahl die Welt gerechter oder macht er sie erst recht zu einem ungerechten Ort? Bzw. wie wäre es, wenn jeder sich einfach das nimmt, was er gerade braucht? Zum Beispiel Werkzeug …
Die Kinder und Jugendlichen stellen Regeln auf, erlassen Gesetze, verlesen Verordnungen für den »Staat der Diebe« und rufen Feiertage ins Leben. Da gibt es »Elautir«, einen staatlichen Feiertag, an dem das Diebesgeschäft für 24 Stunden ruhen muss und die Besitzverhältnisse für kurze Zeit festgeschrieben sind, oder den »Tag der Diebischen Einheit«, der jährlich am 18. August gefeiert wird:
Aus Anlass der Feierlichkeiten wurde auf dieser Skizze ein Straßenstand mit Rolex-Uhren zum Klauen im Vorübergehen aufgebaut, während ein geklautes Auto vor einer Kulisse aus geklauten Luftballons vorübersaust.
Noch bis April tagt und forscht der Klub der Meisterdiebe am Theater Freiburg.
Auf dem Blog werden wir euch weiterhin über die neuesten Ereignisse und Langfinger-Angelegenheiten auf dem Laufenden halten.
Das Projekt »Alles nur geklaut« wird gefördert durch »Wege ins Theater!«, das Förderprogramm der ASSITEJ im Rahmen von »Kultur macht stark! Bündnisse für Bildung«.
In Kooperation mit dem Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte Stegen und dem Jugendbildungswerk Freiburg e.V.