DIE ZUKUNFT IST VIELFÄLTIG!

von | 10.04.2022

Bild aus den Proben zu THE 3RD BOX (Foto: Britt Schilling)

Bereits im November 2019 begannen die Proben zu unserem Tanzstück THE 3RD BOX. In diesem Projekt stellen sich junge Erwachsene – divers in sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität – die Frage: Wie offen ist unsere Gesellschaft heute?

Wenige Wochen vor der geplanten Uraufführung mussten die Proben im Zuge des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 abgebrochen werden. Zwei Jahre später steht nun endlich die Premiere auf dem Spielplan. Mit ihr beginnt im Jungen Theater ein neuer Spielplanschwerpunkt, in dem es um die Themen Toleranz, Diversität und queeres Leben gehen soll.

Bild aus den Proben zu THE 3RD BOX (Foto: Britt Schilling)

Dieser Schwerpunkt kommt zur richtigen Zeit – denn Zeiten großer Krisen bringen oft auch große Klarheit mit sich: Es ist nicht zu übersehen, dass wir in einer Welt leben, in der u. a. homosexuelle und nicht-binäre Menschen noch immer diskriminiert und vermehrt massiv angefeindet werden. Die „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling beispielsweise setzt seit Beginn der Pandemie immer wieder transfeindliche Tweets ab und macht es nicht nur ihren Fans schwer, die Urheberin vom Werk zu trennen. Die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch wetterte erst kürzlich in einer Rede im Bundestag gegen Selbstbestimmung und Transrechte: „Transphob ist offensichtlich“, so von Storch in ihrer verstörenden Ansprache, „ein anderes Wort für nicht blöd.“
Zuletzt wurde das fünfzehnjährige Mädchen Jess aus Herne Opfer eines furchtbaren, transfeindlichen Hass- und Gewaltverbrechens. Und auch die Fans von Wladimir Putin, die sich im Spektrum der internationalen Rechten bewegen, betonen vermehrt, dass der russische Autokrat eben gerade „nicht woke“, sondern „anti-woke“ sei. In „Der Spiegel“ wird der ehemalige Blackwater-Söldnerchef Eric Prince hierzu folgendermaßen zitiert: „Die Russen wissen noch, auf welche Toilette sie gehen sollen.“ Oder anders gesagt: Der Mann, der einen Angriffskrieg auf die Ukraine verübt hat, sei ein cooler Typ, „weil er schwule, lesbische und Transmenschen genauso hasst wie wir“.

Bei den Proben von THE 3RD BOX im Ballettsaal (Foto: Michael Kaiser)

Parallel zu THE 3RD BOX erarbeitet eine weitere Gruppe junger Erwachsener seit Januar das Musical RENT, das die Handlung der Oper LA BOHÈME in eine queere New Yorker Community der 1990er verlegt. Die Badische Zeitung hat die Produktion auf den Proben besucht. Den dazugehörigen Artikel kann man hier abrufen (BZ-Abo). 

Und auch in der Produktion DER TOD UND DAS MÄDCHEN geht es um elementare Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Die Mitglieder unserer SCHOOL OF LIFE AND DANCE zeigen ein Tanzstück, das danach fragt, wieviel Menschlichkeit wir in den Zeiten der Pandemie verloren haben.

In diesem Sinne: Lasst uns in den kommenden Monaten im Theater (und am besten nicht nur dort) die Vielfalt feiern. Denn es geht um Freiheit, Gleichheit … und Menschlichkeit!