Endlich wieder auf dem Tagesplan: »Die kleine Hexe« – Bühnenproben im Großen Haus.
Am 13. November ist es endlich, endlich (!) wieder so weit: In der letzten Spielzeit von Barbara Mundel und Team kehrt das beliebteste Kinderstück zur Weihnachtszeit der letzten zehn Jahre zurück auf die Bühne des Großen Hauses. Die Rede ist natürlich von »Die kleine Hexe« nach dem Kinderbuch von Otfried Preußler. Hinter den Kulissen wird schon fleißig Holz geschichtet, es wird mit neuen Schauspielerinnen und Schauspielern geprobt und der ein oder andere Hexenbesen geschnürt.
Vor der Requisite im Großen Haus verraten drei Besen, welches Stück gerade geprobt wird.
Die Zeichen stehen also auf Walpurgisnacht – und auf dem Blog wollen wir davon berichten. In Teil 1 von »Blogsberg« unterhält sich Michael Kaiser, Künstlerischer Leiter des Jungen Theaters, mit Thalia Kellmeyer, der Regisseurin, über Wiederholungstäter, Veränderungen rund um den Blocksberg und die Chancen einer Neu-Inszenierung.
Michael Kaiser: Thalia, sieben Jahre nach der Premiere von »Die kleine Hexe« inszenierst du das Stück zum zweiten Mal. Was hast du gedacht, als du gefragt wurdest, ob du das noch einmal machen möchtest?
Thalia Kellmeyer: Toll! Ich hatte mich darüber sehr gefreut, denn die Inszenierung liegt mir sehr am Herzen. Besonders zu Beginn die Walpurgisnacht mit der Ankunft der verschiedenen eigenartigen Hexen. Und dann sowieso die Aktionen der kleinen Hexe gemeinsam mit dem Raben Abraxas, wie z. B. als sie bei Balduin Pfefferkorn einen neuen Besen kaufen, wie die kleine Hexe die Klaubholz-Weiber wieder fröhlich stimmt, den Förster verhext, dem Maroni-Mann hilft – alle diese Szenen und die Musik darin sind mir sehr ans Herz gewachsen … Wie ging es dir mit dieser Idee?
Michael Kaiser: Der Vorschlag, die »Hexe« noch ein letztes Mal zu zeigen, kam bei unseren Konzeptionsgesprächen ja immer wieder einmal auf den Tisch. Sollen wir? Können wir? Müssen wir nicht eigentlich sogar? Warum denn nicht?
Ich persönlich war von Anfang an ziemlich angetan von dieser Idee und schlug vor, ein paar Eltern und Lehrerinnen meines Vertrauens anzurufen, um sie zu fragen, ob auch sie noch einmal Lust auf das Stück hätten. Rund zehn Telefonate später war ich mir sicher: Wir machen das! Denn die Rückmeldungen waren alle extrem euphorisch. Eine Lehrerin meinte ganz freudig überrascht: »Endlich wieder!« Dieses Motto haben wir jetzt auch auf das Stückplakat geschrieben …
Und sag, was erwartet uns: Was wird neu sein und was bleibt unverändert?
Thalia Kellmeyer: Letztlich gibt es ganz viel Neues, denn es wurde ja die gesamte Besetzung geändert. Jede neue Schauspielerin, jeder neue Schauspieler bringt neue Färbungen ein und macht sich die Rolle zu eigen. Unverändert bleiben das Bühnenbild, die Kostüme, die Textfassung, die Musik und das Inszenierungskonzept. Also für mich gibt es durchaus viele Änderungen, aber inwieweit man die von außen wahrnimmt, kann ich nur schwer beurteilen.
Michael Kaiser und Thalia Kellmeyer
Michael Kaiser: Gibt es Aspekte, die du 2009 nicht umsetzen konntest, jetzt aber einarbeiten wirst?
Thalia Kellmeyer: Ja, das gibt es. Das soll allerdings ein kleines Geheimnis bleiben, und ich bin gespannt, ob es der ein oder andere »Hexenkenner« bemerkt.
Michael Kaiser: »Die kleine Hexe« war eine außergewöhnlich beliebte Inszenierung. Welches Feedback von Zuschauerinnen und Zuschauern hat dich am meisten gefreut oder beeindruckt?
Thalia Kellmeyer: Mich hat es sehr gefreut, dass sowohl Jung als auch Alt die Inszenierung besucht hat. Für jeden war etwas dabei: Es sei kurzweilig, spannend und liebevoll … was will man mehr?
Probenbühnenbild für »Die kleine Hexe«: Viele Elemente sind schon im Original rollbar.
Michael Kaiser: Das ging mir ähnlich bei Gesprächen mit Zuschauerinnen und Zuschauern im Foyer oder am Telefon. Wir haben immer wieder festgestellt, dass Erwachsene das Stück auch ohne Kinder besucht haben. Deshalb kam die Idee auf, »Die kleine Hexe« am 2. Dezember einmalig in einer Latenight-Vorstellung speziell für Erwachsene zu zeigen.
Thalia Kellmeyer: Ist es eigentlich die erste Latenight-Show eines Kinderstücks hier am Haus?
Michael Kaiser: Im Großen Haus ist es das erste Mal, aber im Werkraum haben wir dieses Format schon einmal ausprobiert bei »Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt« vor zwei Jahren. Das war phänomenal gut, weshalb ich mich sehr auf das Special freue.
Preußler hat das Kinderbuch 1957 veröffentlicht. Warum funktioniert die Geschichte heute immer noch so gut, rund 60 Jahre später?
Thalia Kellmeyer: Als ich meinem ältesten Sohn, der unlängst in die Schule gekommen ist, das Buch vorgelesen habe, merkte ich, wie amüsant und spannend die Geschichte für ihn ist, dass sie also auch Kinder von heute noch sehr in den Bann zu ziehen vermag. Hexen, Walpurgisnacht und der Kampf der kleinen Hexe für eine bessere Welt – das finden Kinder spannend und sie identifizieren sich damit. Insofern ist die Geschichte, wie die meisten guten Geschichten, quasi zeitlos.
Regisseurin Thalia Kellmeyer im Gespräch mit dem Musiker Ro Kuijpers
Michael Kaiser: Ursprünglich kommst du ja vom Musiktheater. Worin besteht für dich als Regisseurin der Unterschied, beispielsweise eine Kinderoper oder ein Schauspiel wie »Die kleine Hexe« auf die Bühne zu bringen?
Thalia Kellmeyer: Ich inszeniere sehr gerne Kinderstücke. Man kann sich da richtig austoben, nahezu jede Idee einbringen. Das Tolle ist, dass hier das gesamte Bühnenstück samt der Musik erst entsteht. Man kann selbst überall Hand anlegen, gute Ideen, neue Texte und Szenen einfügen und ein rundes Gesamtwerk – ganz nach dem eigenen Geschmack entstehen lassen. Bei der Oper gibt es meiner Meinung nach andere Herausforderungen. Hier habe ich immer das Gefühl, der vorgegebenen Struktur auf die Schliche zu kommen, sie zu knacken und lebendig werden zu lassen.
Michael Kaiser: Was möchtest du Kindern mit dieser Inszenierung von Preußlers Kinderbuch-Klassiker mit auf den Weg geben?
Thalia Kellmeyer: Auch große Hexen kochen nur mit Wasser …
Den E-Flyer mit den Terminen sämtlicher Familienvorstellungen von »Die kleine Hexe« kann man hier herunterladen.
Fotos: Michael Kaiser, Thomas Kunz, Maurice Korbel