OHNE EUCH GEHT ES NICHT!

von | 19.12.2016

Theater Freiburg, Winterer-Foyer am 21. November gegen 18 Uhr. Auf Stellwänden hat Ariane Isabell Unfried, Kostümbildnerin der Oper »Crusades«, Figurinen und Stoffmuster gepinnt. Davor haben sich Trauben aus Kindern und Jugendlichen mit ihren Eltern gebildet, die neugierig das begutachten, was sie in zwei Monaten auf der Bühne tragen werden. Operndirektorin Dominica Volkert greift zum Mikrofon und begrüßt die über einhundert Gäste, die zu einem besonderen Konzeptionsgespräch der Oper von Ludger Vollmer eingeladen wurden: »Lieber Kinder- und Jugendchor des Theater Freiburg, für euch haben wir eine Oper machen lassen, in der ihr ganz zentral im Mittelpunkt steht. Ohne euch geht es nicht! Und die Geschichte, die wir erzählen wollen, endet mit euch – denn ihr habt das letzte Wort. Die Jugend, die Generation, die uns in die Zukunft führt.«

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Der Kinder- und Jugendchor in Aktion – Oper »Mefistofele«, Anfang 2016

Seit 2012 arbeiten Vollmer und seine Librettistin Tiina Hartmann (kein Tippfehler, tatsächlich mit Doppel-i) an diesem Freiburger Auftragswerk, einer großen »Oper über die Spätfolgen der Kreuzzüge«, die Regisseur Neco Çelik auf die Bühne bringen wird. Dem Kinder- und Jugendchor hat der Komponist dabei in der Tat eine zentrale Rolle zugeschrieben. »Das ist das größte, was wir je gemacht haben«, sagt Thomas Schmieger, Studienleiter am Theater Freiburg und seit 14 Jahren Leiter des Chors. Bereits seit März 2016 probt er mit den 56 mitwirkenden Kindern und Jugendlichen intensiv für »Crusades«. Zunächst fuhr er mit der Gruppe – die jüngsten Mitglieder sind sieben, die ältesten neunzehn Jahre – eine Woche auf Chorreise in die Sächsische Schweiz, um dort intensiv musikalisch wie inhaltlich in das Werk einzutauchen. »Ohne diese zusätzlichen Proben wäre ein Vorhaben dieser Größe für uns gar nicht möglich gewesen«, erzählt Schmieger, »nicht nur quantitativ betrachtet, sondern weil die Kinder und Jugendlichen in dieser Inszenierung auch immens wichtig für die Handlung und entscheidend für den Ausgang des Stückes sind.«

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Operndirektorin Dominica Volkert und Thomas Schmieger, Leiter des Kinder- und Jugendchors

Zum Probenbeginn steht nun ein gemeinsamer Start mit dem Chor als eine tragende Säule des Werks und den dazugehörigen Familien auf der Agenda. Dominica Volkert berichtet den Anwesenden von der ersten Begegnung des Komponisten mit dem Chor: »Ludger Vollmer war tief berührt von der Intensität, mit der ihr ihm vorgesungen habt.«
*Spoiler Anfang* Kurze Zeit später können sich die Eltern davon selbst ein Bild machen, da ihre Kinder eine Passage aus der Schlusskurve der Oper zum Besten geben: »Einzig, wofür sich lohnt zu leben, ist die Liebe«, singen sie nachdrücklich und werden mit diesem Appell einen Protagonisten davon abhalten, »den Irrsinn seines Lebens zu begehen und ungebremste Gewalt auszuüben.« (Volkert). *Spoiler Ende*

Neco Çelik, der vor seiner Regietätigkeit eine Ausbildung zum Medienpädagogen im Berliner Jugendzentrum »Naunyn Ritze« absolviert hat, freut sich sichtlich auf die Arbeit mit der Gruppe und auf einen umfassenden Einsatz der jungen Akteure auf der Bühne: »Es wird sehr viel Bewegung geben, ich möchte viel Choreografie mit euch machen; das Timing spielt eine große Rolle, wir müssen auf der Bühne aufeinander achten. Und dann sollt ihr ja bei alledem auch noch singen! Es kommt also viel Arbeit auf uns zu, die Uhr tickt, aber wir werden das schaffen.«

»Crusades« wird am 14. Januar 2017 uraufgeführt. Vormerken sollte man sich an dieser Stelle außerdem den 30. Juni: Dann wird die Bühne noch einmal ganz alleine dem Kinder- und Jugendchor gehören, um begleitet vom Philharmonischen Orchester ein großes Konzert zu geben.