Kornelias Bericht
Die szenischen Proben für »Die Gute Stadt« haben begonnen und der Deutsch-Französische Chor, mit Unterstützung einiger freien Sänger, wird zum »Opernchor«. Das bedeutet für die rund 50 Choristen: wöchentliche Proben im Theater mit Gesang, Bewegung und Szene. Viele werden im Juni zum ersten Mal Bühnen-, ja sogar Opernerfahrung machen, wenn »Die gute Stadt« im Großen Haus uraufgeführt wird. Aber auch die Erfahrungen der Proben sind für viele neu und spannend. Kornelia, Sopranistin aus dem Deutsch-Französischen Chor teilt ihre Erlebnisse:
Heute begrüßte uns Olivia, die Choreographin, mit der Bemerkung: »Ihr seid doch der Bewegungschor, oder?« Inzwischen war uns auch schon klar, dass das mit der Bewegung ziemlich ernst gemeint ist. Heute wurde das noch deutlicher. Es gelang Olivia in kurzer Zeit, uns alle intensiv in Bewegung zu bringen. Genial ist, wie alle mitmachen – jeder und jede, wie er oder sie kann, alle hochmotiviert und hochkonzentriert. Dieses Mal haben wir sogar der Ballettschule im oberen Stockwerk Konkurrenz gemacht. Wenn die angehenden Ballerinas oben ihre Sprünge üben, dann klingt das bei uns schon mal so, als ob eine U-Bahn durchs Haus fährt. (Das ist kein Witz.) Ich weiß nicht, wie es unten geklungen hat, als wir gruppenweise wie Fred Astaire und Ginger Rogers (Zitat Olivia) über den Boden glitten. Es sah auf jeden Fall gut aus und hat großen Spaß gemacht.
Nach dem »Bewegungstraining« haben wir wieder mit Thalia, der Regisseurin, anhand pantomimischer Übungen an unserem theatralischen Ausdruck gearbeitet. Es ist schon klasse, wie alles aufeinander aufbaut. Alle trauen sich immer mehr, gehen in den Übungen stärker aus sich heraus, gehen stärker aufeinander ein. Die Hemmungen werden immer geringer. Thalia wies immer wieder auf Knackpunkte hin: »Lasst euch Zeit bei den Aktionen, ohne dass es Zeitlupe wird … Nehmt ernst, was ihr tut und fühlt wirklich, was ihr darstellt … Nehmt den Atem mit … Große Gesten sind gut …« – Das war hilfreich und ermutigend.
Der Probenraum sah heute schon ganz anders aus. Einen großen Teil des Raumes nimmt nun ein Bühnenaufbau mit Treppen und großem Podest ein. Und dieser Bühnenaufbau spielt nun eine wichtige Rolle für uns. Aber erst wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Und innerhalb der Gruppen erfuhren wir dann, was wir im ersten Stück für eine »Rolle« spielen würden. Dann kamen die Requisiten. Das war schon ziemlich schrill. Wenn Ihr jetzt denkt, dass sich das vielleicht ein klein wenig albern anhört, dann würdet Ihr Euch wundern, wie ernsthaft und gut wir mit diesen Requisiten arbeiten konnten – allerdings hatten wir viel Spaß dabei. Und so langsam entsteht auch für uns ein inneres Bild davon, wie das eine oder andere später aussehen könnte.
Unser einziges Problem gegen Ende der heutigen Probe war, dass wir dann auch noch singen sollten. Und das ist bei diesem ersten Stück einfach wirklich höllisch schwer. Nicht die Töne: Im Sopran singen wir am Anfang nicht mehr als zwei unterschiedliche Töne. Aber wann die kommen, wie lange die dauern und wie lange wir dann warten müssen, bis wir wieder einen dieser Töne singen dürfen – das ist eine saukomplizierte Angelegenheit. Das muss noch werden …
Herzliche Grüße
Kornelia