Kornelias Bericht
Die szenischen Proben für »Die Gute Stadt« haben begonnen und der Deutsch-Französische Chor, mit Unterstützung einiger freien Sänger, wird zum »Opernchor«. Das bedeutet für die rund 50 Choristen: wöchentliche Proben im Theater mit Gesang, Bewegung und Szene. Viele werden im Juni zum ersten Mal Bühnen-, ja sogar Opernerfahrung machen, wenn »Die gute Stadt« im Großen Haus uraufgeführt wird. Aber auch die Erfahrungen der Proben sind für viele neu und spannend. Kornelia, Sopranistin aus dem Deutsch-Französischen Chor teilt ihre Erlebnisse:
Wir hatten die erste szenische Probe auf der Probebühne. Was das heißen würde, wussten wir noch nicht. Immerhin kam vorher die Information, dass wir was Bequemes anziehen sollten, da wir uns viel bewegen würden.
Und so ging es dann auch gleich los – alle haben mitgemacht. Gehen durch den Raum, Körper spüren, sich selbst wahrnehmen, die anderen wahrnehmen, sich im Raum wahrnehmen. Wir sind langsam durch den Raum gegangen, schnell, vorwärts, rückwärts. Das war nicht ganz ohne, denn es waren wirklich viele Leute da.
Dann wurde es ernst: Wir haben eine kleine Choreographie eingeübt. Unsere Tanzpartner waren in diesem Fall Müllbeutel. Die haben wir durch die Luft gewirbelt und liebevoll in den Arm genommen – und nicht zuletzt haben wir dabei noch gesungen. Allerdings wurde uns auch schnell deutlich, dass es viel einfacher ist, sich den Text einzuprägen, wenn er von Bewegungen begleitet wird. Und stellt Euch mal fünfzig Leute vor, die parallel Müllbeutel schwingen – das sieht dann auch noch richtig gut aus.
Im zweiten Teil des Abends haben wir im großen Kreis gestanden und erste Erfahrungen mit Klatschübungen und kleinen pantomimischen Übungen gemacht. Wir haben einander (pantomimisch) Bälle gereicht und dann schwere Steine. Später durfte dann jeder das Ding, das ihm gegeben wurde, selbst verwandeln. Die Erfahrung dabei: Alles , was wir mit großer Geste, mit Überzeugung, mit ernstgemeinter Übertreibung gespielt haben, sah gut aus und war spannend (und zum Teil extrem witzig) zu beobachten.
Diese Erfahrungen, welche die Regisseurin Thalia uns vermittelt hat, sollten wir dann mitnehmen, als wir schließlich erstmalig pantomimische Gesten und Gesang zusammenbrachten (beim Üben von Stück 1). Das war gar nicht einfach – vor allem, da wir in diesem Stück so viele Einwürfe singen müssen, aber den Zusammenhang noch nicht richtig kennen. Wenn man dann aber minutenlang Blumen gießt, Rasen mit der Rasenschere schneidet oder Turnübungen macht, dann kann das ganz schön anstrengend werden.
Es wurde aber auch deutlich, dass wir hier in einen Arbeitsprozess einbezogen waren. Es ist auch eine Phase des Ausprobierens. Außerdem ist die Menge an Beteiligten beeindruckend: Vor uns saßen die Regisseurin, die Choreographin, die Assistentin der Regisseurin, die Assistentin der Choreographin, der musikalische Leiter, der Pianist (der uns begleitete) und zwei Hospitantinnen.
Anschließend waren wir alle ein bisschen platt, aber auch sehr angetan und begeistert von dieser völlig neuen Erfahrung.
Herzlich, Kornelia