GUTE STADT °10

von | 19.05.2015

Die gute Stadt-7010_10x15_2

Mit und ohne Sperenzchen

Heute sind wir also wieder im Theater auf der großen Bühne. Zunächst einmal kommen wir in den Zuschauerraum, der von rot-weißen Baustellenbändern in »Abteilungen« unterteilt ist. Ein bisschen Unklarheit herrscht darüber, was denn nun dieses Mal mit Gruppe 1-5 gemeint ist, aber nach ein paar Korrekturen sitzen alle in den richtigen Abschnitten.
Geprobt wird nochmal das zumindest bisher letzte bekannte Stück, wo es gefühlt 25 verschiedene Stimmen und Worte gibt, die gesungen werden. Tapfer angeführt von unseren zwei Bässen, die stets »spontan« singen, kommen so nach und nach von »kritisch« bis zu »viel Natur« allerlei Wünsche an die nun vielleicht noch bessere Stadt hinzu. Das Ganze klingt spannend für uns, doch Sinem und Nikolaus machen immer wieder glaubhaft, dass es auch gut klingt.
Dann geht es mit der Probe tatsächlich auf die Bühne und wir wärmen uns auf mit der Schmelz-Übung. Was wir heute machen, schließt sich im Handlungszusammenhang an das große Chaos mit dem vielen Diskutieren, den Vokal-Fetzen und dem langsamen Abgang an. Dann kommt ja allerlei, was wir nur von hinten mitbekommen, bis Frau Gründorf und Starkundschön anfangen zu streiten und auf einen Müllsack einboxen. Wir beobachten das Ganze mit der Haltung »was geht denn hier ab?«. Teile vom Chor versuchen, die beiden Streitenden zu beschwichtigen. Beim Stichwort »Absolut« beginnt unser Rückgrat sich aufzulösen und dann wird eben geschmolzen. Nur die Kinder vom Kinderchor bleiben stehen. Und die singen dann ihr Stück, was wir heute auch das erste Mal gehört haben. Sie haben Stöcke dabei und bewegen sich wie alte Leute. Später werden die Stöcke lebendig und bewegen sich, es werden daraus Gewehre, Degen, ein Steckenpferd und allerlei sonstige Dinge. Wir liegen dabei weiter unbewegt auf dem Boden, bis vom ersten Rang eine Zurna ertönt. Dann heben wir die Köpfe und richten uns allmählich ins Sitzen auf. In einer musikalischen Pause rennen die Kinder lachend von der Bühne und wir schauen hoch zu den Musikanten.
Aus dem Zuschauerraum ertönt dann die Bürgerrede. Sängerinnen und Sänger von unserem Chor formulieren Wünsche, was es in ihrer Stadt geben soll. Als nächstes folgt das Klassikduett von Stefan und Simone. Anfangs staunen wir interessiert (und in der Tat sehr beeindruckt), bei der letzten Passage fangen wir an, immer noch sitzend, »mitzuswingen«. Sie beenden ihr Duett vorne in der Mitte und direkt anschließend kommt Birtes Nummer, die sie seitlich von der Bühne runter, durch die erste Reihe wieder auf die andere Seite der Bühne führt. Sobald sie hoch kommt, steht ein Teil des Chores auf und begleitet sie bewundernd hinter ihr tanzend wieder zur Mitte. Wenn sie fertig ist, dürfen wir mal wieder mit den Händen flimmern, das können wir ja schon! Weitere Nummern mit immer neuen, vielfältigen musikalischen Farben folgen und die Bühne wird immer lebendiger.
Das Heim und Flucht-Orchester kommt auf die Bühne und spielt. Das geht mehr in Richtung Balkan und nun stehen so nach und nach alle auf, denen es gefällt und es wird getanzt. Sinem, unsere Komponistin, macht einen 1-a-Hüftschwung vor, was manchen neidvollen Blick nach sich zieht. Nach dem Russischen Chor dürfen wir vom Deutsch-Französischen Chor von der Bühne schweben, in den zweiten Rang. Was folgt, bleibt aber geheim, wir wollen ja nicht zu viel verraten.

Und dann ist’s auch für heute mal wieder geschafft, es folgt »nur noch« das Foto-Shooting vor dem Theater. Wir werden schön auf die Treppen vor der Schauspielbühne und den angrenzenden – vom Hagel mitgenommenen – Urban-Gardening-Garten drapiert, und sollen erst »direkt und ohne Sperenzchen« und dann doch nochmal mit Sperenzchen in die Kamera schauen. Auch das macht Spaß, und ist deutlich weniger anstrengend als der Rest-Vormittag.

Geschafft. Für heute geht’s nach Hause. Gekrönt wird der Tag nur noch vom unerwarteten SC-Sieg über die Bayern und einem leckeren Abendessen. Euer Autorenteam vom Chor der guten Stadt, Kornelia und Kessi