DIE SACHE MIT DEM LEBEN #5 (ON TOUR!)

von | 03.02.2014

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

Der 31. Januar. Es ist endlich soweit: Wir – das sind die Beteiligten der Produktion »Die Sache mit dem Leben« – gehen auf Reisen. Voller Erwartungen sitzen wir im Auto, Erwartungen auf ein Gesicht hinter der Geschichte, welche wir sonst auf der Bühne sprechen, auf eine Umgebung, auf eine Atmosphäre, die wir uns bis jetzt nur vorstellen konnten. Wir fahren nach Tübingen, in die Klinik, in der die Kinder und Jugendlichen ihre Krankheit durchlebt haben.

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

Nach einem herzlichen Empfang von Dorothee Mundle richten wir uns in dem Raum ein, in dem wir Ausschnitte aus unserem Stück zeigen werden. Über 80 Sitzplätze gibt es hier, und uns bleibt noch eine halbe Stunde Zeit, bis die Leute kommen. Plötzlich bin ich aufgeregt, aufgeregter als sonst. Wird Madeleine, deren Monolog ich spreche, auch dort im Publikum sitzen? Luna meint: »Irgendwie ist das ganz anders hier, viel wichtiger.« Shevval wird da sein, sie wird im Publikum sitzen und hören, wie Luna ihre Geschichte vorträgt. Plötzlich ist alles so hautnah, so realistisch. Das Mädchen, das da hinten sitzt, hat sich wirklich ihre langen Haare abgeschnitten und den Kopf kahlrasiert. Irgendwie haben wir das Gefühl, wir haben eine größere Verantwortung, das gut zu machen. Und wir wollen es auch gut machen!

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

Der Saal ist proppenvoll. Jetzt geht’s los! Die Sache mit dem Leben! Die Musik beginnt, wir performen unter anderem die Szenen »Der Perfekte Tag« und »Das Wunschkrankenhaus«. Chris ist da, dessen »To-Do-Liste« wir sprechen. In ihr beschreibt er, was er machen will, wenn er wieder gesund ist. Ich beobachte Tizian, der in der ersten Reihe sitzt. Immer, wenn Texte von ihm kommen, dreht er sich zu seinen Eltern um: »Das war ich, das war ich!« Bei Lunas Monolog sehe ich ganz hinten Shevval sitzen, wie sie mit ihren Cousinen lacht und weint und sich wundert, was sie da eigentlich so gesagt hat. Meltems Eltern sind gekommen, auch sie weinen und lachen zugleich. Auch Madeleine ist da und hört dem Ganzen gespannt zu. Und sogar Dr. Muscle sitzt im Publikum und grinst. Besonders muskulös ist er aber nicht, stellen wir fest. Die Performance ist sehr emotional und intim. Danach sprechen Kathrin und Magarethe noch Dankesworte, auch an die Kinder, die gestorben sind und heute leider nicht dabei sein könnten. Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen, und wir haben Zeit, all die Menschen kennen zu lernen.

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

Sofort kommen wir mit Shevval ins Gespräch. Sie ist total begeistert und bedankt sich für die Aufführung: »Ich bin jetzt ein Star, ich werde im Theater gespielt und bin in jedem Buchladen erhältlich, ist das nicht cool!« Sie ist wieder gesund, lebt einen normalen Alltag und muss nur noch selten zur Kontrolle ins Krankenhaus. Jetzt hat sie kurze schwarze Haare und möchte sie vielleicht nochmal teilweise abrasieren. Shevval ist total offen und lebensfroh und erzählt uns alles, was wir wissen wollen. Sie zeigt uns auch ihr Bild, welches sie in der Klinik für das Buch gemalt hat und macht sich darüber lustig, wie unbegabt sie sei.

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

Madeleine erzählt uns, dass sie gerade ihr Abitur gemacht hat und jetzt ein duales Studium im Bereich Wirtschaft anfangen möchte. Sie sitzt noch im Rollstuhl und hat ganz kurze Haare. Sie sagt, dass sie zur Zeit noch eine Chemotherapie macht, aber ansonsten nur noch selten ins Krankenhaus kommen muss und eigentlich auch einen geregelten Alltag hat. Aber sie will gar nicht so viel über sich reden, sondern findet eher erstaunlich, was wir machen. »Und ihr habt den ganzen Text auswendig gelernt, krass, das könnte ich nicht« und »Ihr seid extra wegen uns hier her gefahren, Freiburg ist ganz schön weit weg.«

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

Alles in allem bekommen wir von den Zuschauern nur positive Resonanz. Viele fragen uns, wie wir zu dem Projekt kamen, ein Schuldirektor fragt sogar, ob wir nicht auch bei ihm in der Schule aufführen können.
Anschließend packen wir alle unsere großen und kleinen Instrumente und pilgern zur Kinderstation. Auf dem Flur zwischen den Zimmern machen wir dann ein kleines Privatkonzert und geben unter anderem den »Gute-Zellen-Swing« zum Besten. Kleine Kindsköpfe schauen uns gespannt aus den Zimmern zu. Es war ein gutes Gefühl, den Kindern eine kleine Freude zu machen und etwas Abwechslung zu bieten. Luna findet, dass wir das noch stundenlang hätten machen können. Es war auf jeden Fall ein schöner Abschluss.

31. Januar 2014: Das Ensemble »Die Sache mit dem Leben« auf Gastspielreise in Tübingen

Der Tag neigt sich dem Ende zu, es ist schon dunkel. Jetzt geht’s wieder nach Freiburg in das »normale« Leben. Doch eins ist sicher: Was wir heute erlebt haben, wird uns noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben – und ich glaube, dass uns das Vortragen der Monologe nun leichter fällt, jetzt, wo wir die Personen dahinter kennengelernt haben. Wir bedanken uns bei Paul, Tizian, Felix, Mark, Chris, Sevval, Fabian und Madeleine, die extra wegen uns heute in die Klinik gekommen sind. Es war toll, euch kennen zu lernen!

(Christina Willmann, Produktionshospitantin und Mitspielerin)

Die Sache mit dem Leben
Musikalische Performance mit Texten von kranken Kindern und Jugendlichen
Künstlerische Leitung: Kathrin Feldhaus, Benedikt Grubel, Michael Kaiser, Margarethe Mehring-Fuchs / Musikalische Leitung: Ro Kuijpers / Ausstattung: Nina Hofmann / Mit: Johanna Arndt, Luna Bucherer, Laura-Marijke Hecker, Linus Meister, Arvo Nickelsen, Wanda Nickelsen, Fran Johannes Pross, Leon Rüttinger, Christina Willmann
Ein Projekt von »Element 3 – Jugend, Kultur, Konzept« in Kooperation mit dem Theater Freiburg
Die Texte stammen aus einem Buch-Projekt der Veronika Stiftung – die Hand zum Leben reichen – in Kooperation mit »Element 3«
Die nächsten Vorstellungen in Freiburg: Fr. 7.2. / Sa. 8.2. / So. 23.2.14, jeweils 19 Uhr, Werkraum
Weitere Aufführungen im März: www.theater.freiburg.de/spielplan

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