Unser Themenschwerpunkt im Januar: Die Sache mit dem Leben ist ja schon mal eine Sache für sich. Wenn dann noch hinzukommt, dass das Leben auch zu Ende geht, ist das eine andere Sache – und die ist nicht ganz einfach. Nachrichten von Krankheit und Tod rasen wie Verkehrsunfälle in unser Leben, und wir müssen oft unvorbereitet und hilflos beobachten, wie alles aus den Fugen gerät. Warum aber ist das so: Weshalb beschäftigen wir uns meist erst dann intensiv mit dem Leben, wenn jemand krank wird, obwohl wir doch eigentlich alle wissen, dass wir das Sterben quasi mitgebucht haben, als wir das Leben begonnen haben? Diese Fragen haben sich Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs nach intensiven Gesprächen mit lebensbedrohlich und chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen immer wieder gestellt. Ein Jahr lang haben die beiden Theatermacherinnen im Rahmen eines Buchprojektes an der Uniklinik Tübingen Geschichten und Zeichnungen gesammelt: über die Krankheiten der jungen Patienten und ihrem Umgang damit im Alltag, über Ängste und Glücksmomente, über ihre Hoffnungen und Visionen. Im Januar erscheint das aus diesen Begegnungen entstandene Buch »Ich hab jetzt die gleiche Frisur wie Opa«. Und wir beschäftigen uns im Jungen Theater ausführlich mit dieser Sache – also der Sache mit dem Leben.
Da wäre zunächst der zehnjährige Protagonist der Oper »Oscar und die Dame in Rosa«. Er ist sterbenskrank und beschließt, jeden Tag wie ein Jahrzehnt seines Lebens zu nehmen. In kürzester Zeit setzt sich Oscar so unerschrocken mit allem auseinander, was ein menschliches Dasein in den verschiedenen Lebensabschnitten bereithält: Wirrungen der Pubertät, erste Liebe, Midlife-Crisis und das Alter. Die Uraufführung der Familienoper nach der Erzählung von Eric-Emmanuel Schmitt zeigen wir am 5. Januar im Großen Haus.
Zur Vorbereitung des Besuchs mit Schulklassen bieten wir Workshops unter dem Titel »Frech wie Oscar« an, in denen wir uns lustvoll den Höhen und Tiefen des Lebens stellen und uns damit beschäftigen, wie kranke Gleichaltrige das alles sehen.
Am 19. Januar lassen schließlich gesunde Kinder und Jugendliche die Geschichten, die Mehring-Fuchs und Feldhaus gesammelt haben, begleitet von viel Musik im Werkraum lebendig werden: Die musikalische Performance »Die Sache mit dem Leben« knüpft an unsere Erfahrungen in den Theaterprojekten »Kennwort: Hoffnung« (2007) und »Station Leben« (2010) an. Im Stück geht es um den Alltag in der Parallelwelt Krankenhaus. Vor allem geht es aber darum, den kleinen und großen Lebensphilosophen der Uniklinik Tübingen mit ihren berührenden, faszinierenden und phantasievollen Gedanken über Gott und die Welt Gehör zu verschaffen. Denn von ihnen können wir eine Menge lernen. Über das Leben und so.
Im März werden wir im biografischen Tanzprojekt »Backwards Dreaming« übrigens erneut auf die Spurensuche nach dem gehen, was das Leben so alles bereithalten kann. Dann werden Senioren und Jugendliche gemeinsam ihre eigenen Lebenslinien entspinnen und Möglichkeiten ausloten, sie neu zu verknüpfen.