Im Großen Haus erarbeiteten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Schauspielern die Theaterinszenierung »Ich, Cyborg!?«. Im Kleinen Haus erzählen Jugendliche im Musical »Flokati«, was tief im Inneren zwischen den Fasern eines Teppichs so alles passiert.
Constanze Knüver (14), Tarnkäfer aus dem Insektenmusical, hat »Cyborg« Philip Flögel (19) zu einem Gespräch im Werkraum getroffen…
Constanze: Was ist ein Cyborg?
Philip: Ein Cyborg ist ein Mensch-Maschine-Mischwesen. In unserer Inszenierung geht es um die Frage, ob uns die aktuellen Neurotechnologien zu solchen selbsttechnisierten Geschöpfen machen. Als ich begonnen habe, mich mit dem Thema zu beschäftigen, war ich selbst total erstaunt, was es heutzutage schon alles auf diesem Gebiet gibt: Da gibt es zum Beispiel Pillen, die die Konzentrations- und Lernfähigkeit stärken. Es ist sogar möglich Armprothesen zu bauen, die auf nervliche Impulse reagieren.
Constanze: Wie seid ihr auf das Thema gekommen?
Philip: Alles begann mit dem Projekt »Pimp Your Brain«, einem Gemeinschaftsprojekt vom Theater Freiburg, der Universität Freiburg und einigen Freiburger Schulen, das vor etwa einem Jahr startete. Ich habe in der Schule davon erfahren und mein Interesse war sofort geweckt.
Wir arbeiteten in fünf verschiedenen Gruppen zu dem Oberthema »Die Optimierung des menschlichen Gehirns«. Ich war in der Gruppe »Cyborg Fantasien«. Wir haben uns zunächst ziemlich viele Science-Fiction-Filme angeschaut und dann begonnen, eigene Ideen zu Cyborg-Fantasien zu entwickeln. Spannend war, als wir eine virtuelle Firma für Gehirnoptimierung gegründet haben. Im Foyer des Theaters haben wir einen Parcours aufgebaut, den die Zuschauer durchlaufen konnten, um am Ende selbst zu entscheiden, ob sie die angebotenen Verbesserungen annehmen wollen oder nicht. Dieses Angebot reichte von bewussten Veränderungen der eigenen Emotionen bis hin zur Erschaffung einer neuen virtuellen Realität.
Constanze: Und wie seid ihr von diesem Projekt zu einer Theaterinszenierung gekommen?
Philip: Nach diesen »Pimp Your Brain«-Thementagen im April erwuchs die Idee, das, was die fünf Gruppen erarbeitet hatten, in einem Theaterstück zu vereinen.
Constanze: Wie lange habt ihr geprobt?
Philip: Wir hatten vier Probenphasen von jeweils zwei bis drei Wochen. Innerhalb dieser Zeit waren wir dann jeden Tag mindestens sechs Stunden zusammen am Probieren. Vor den Sommerferien, als wir das erste Mal zusammen saßen, begannen wir allerdings zunächst mal damit, eigene Texte für das Stück zu schreiben.
Constanze: Was erwartet mich als Zuschauer?
Philip: Ein großes Laboratorium als Bühnenbild, in dem nicht nur experimentiert wird: Wir singen, stellen Fragen in den Raum und tragen Monologe vor. Das gesamte Stück ist collagenartig aufgebaut.
Constanze: Wer ist alles auf der Bühne?
Philip: Wir sind 15 Jugendliche, drei erwachsene professionelle Schauspieler, ein Videokünstler und ein Musiker. Es ist eine wirklich tolle Truppe während des gesamten Projekts zusammengewachsen. Ich weiß schon jetzt, dass ich alle sehr vermissen werde, wenn wir unser Stück zum letzten Mal gespielt haben.
Constanze: Möchtest du nach »Ich, Cyborg!?« bei einem anderen Projekt am Theater Freiburg mitmachen?
Philip: Ja, denn Theaterspielen ist einfach klasse. Man lernt viele nette Leute kennen und es macht großen Spaß auf der Bühne zu stehen. Ich habe so viele neue Dinge erfahren und gelernt, dass ich feststellen muss: Theater ist produktiver als Schule. Allerdings wird mir erst mal nicht mehr allzu viel Zeit zum Theaterspielen bleiben: Das Abitur steht vor der Tür.
Constanze: Warum sollte ich mir unbedingt »Ich, Cyborg!?« anschauen?
Philip: Weil sich unser Stück mit einer Thematik beschäftigt, die den meisten Leuten überhaupt nicht bewusst ist: die zunehmende Selbsttechnisierung der Menschheit. Die Fragen lauten: Will ich ein Cyborg sein? Was ist für mich ein Cyborg? Ist ein Mensch, der eine Brille trägt, schon ein Cyborg? Welchen Nutzen hat es, ein Cyborg zu sein? Sind Cyborgs Menschen?
Unsere Inszenierung gibt keine klaren Antworten auf diese Fragen. Sie soll dem Zuschauer vielmehr Denkanstöße geben, um sich zu diesem Thema eine eigene Meinung zu bilden. Vor allem macht es aber auch Spaß, sich unser Stück anzuschauen und man erfährt, was man so alles mit Blumenkohlköpfen anstellen kann. Wir haben viele, sehr viele solche Blumenkohlköpfe auf der Bühne. Mittlerweile haben schon alle eine mehr oder weniger ausgeprägte Blumenkohl-Phobie entwickelt.
Constanze: Wieso habt ihr denn Blumenkohl auf der Bühne?
Philip: Blumenkohlköpfe sehen ein wenig aus wie Gehirne. Und um die geht es schließlich in unserem Stück…
»Ich, Cyborg!?« ist nochmals am 4. und 7. Dezember 2009 zu sehen. Karten gibt es an der Theaterkasse, Tel. 0761 201 28 53 oder theaterkasse@theater.freiburg.de