ZEITRAFFER-PARZIVAL TAGEBUCH #4

von | 14.06.2013

Open Practice zu »Zeitraffer-Parzival«: Samstag, 25. Mai 2013 im Ballettsaal

Am Samstag bekamen wir im Ballettsaal eine ganze Menge Besuch: Mehr Zuschauer, als angesichts des abendlichen Fußball-Events erwartet, fanden sich vor der weiten Fensterfront unseres Probenraums zur Open Practice ein. Wie Inga Schonlau, die Dramaturgin unseres Stücks »Zeitraffer-Parzival«, erklärte, gibt es inzwischen zu jedem Tanzstück im Theater Freiburg eine solche Gelegenheit für interessierte Zuschauer, einen Einblick in den Probenprozess zu erhaschen und gleichzeitig die Möglichkeit für die Künstler, sich mit dem Publikum auszutauschen.

Tatsächlich betonte unser Leiter Graham Smith mal wieder die Entspanntheit der Situation: Es ginge nicht um eine Aufführung, sondern eine Probe. Dennoch war es eine Probe für Zuschauer und das schuf eine besondere Stimmung im Ballettsaal.

Die nächste Dreiviertelstunde gliederte sich in zwei tänzerische Teile, wobei wir mit einer freien Improvisation begannen, der dann das so genannte Flocking folgte. Abschließend wurde Raum für Fragen und Eindrücke aus dem Publikum, sowie der SoLD-Gruppe gegeben.

Es war schon eine Weile her, dass wir als gesamte Gruppe völlig frei improvisiert hatten, denn in letzter Zeit nahmen uns doch die konkreten Proben für »Zeitraffer« ganz ein. Improvisationen sind zwar Teil des Entstehungsprozesses unseres Stücks, doch bei dieser offenen Probe gab es kein Thema, keine Vorgabe. Das Einzige, was vorausgeschickt wurde, waren die Worte:

»Raum, Rhythmus, Aufmerksamkeit.«

So waren die nächsten Minuten eine spielerische Mischung aus Soli, Duos und Gruppen, die sich für einen Moment zusammenfanden.

Nach einer kurzen Unterbrechung gingen wir dann zum Flocking über. Dabei begannen alle mit Einzelimprovisationen im Raum, langsam fanden sich Paare, dann Trios, die sich wiederum an andere anschlossen, bis sich schließlich die ganze Gruppe weitgehend synchron bewegte. Die Regel: Wer gerade vorne ist, leitet die Bewegungen, sobald sich der Fokus ändert, ändert sich der Führende. Ein Einwurf von Außen: »Mehr Risiko!« (Graham) und die Gruppe rollte auf den Boden, der Fokus änderte sich schnell. Einzelne Ausbrüche aus der Einheit der Gruppe fanden statt, bis schließlich unsere zwei unter die Gruppe gemischten Profitänzerinnen, Kate Harman und Maria Pires, mit der einstudierten »Gral-Kombination« begannen, zu der die restliche Gruppe schnell dazustieß. Nach einigen Runden ging die Musik aus und in erhitztem Zustand ließen sich die SoLD’ner auf dem Boden vor den Zuschauern nieder.

Grahams Feedback an die Gruppe: Nicht den vorderen Teil der Bühne scheuen und den Fokus auch beim Improvisieren nach außen halten, die Impulse der Anderen aufnehmen und umwandeln, mehr Risiko beim Flocking, und vor allem: »Fehler machen! Regeln brechen!«

Fast enttäuscht klang er über die heutige Bravheit, denn hier ging es mal wieder um Gruppendynamik, und gerade »Fehler« und unbewusste Ausbrüche aus der Einheit der Gruppe und die individuelle Art, damit umzugehen, machen den Prozess interessant und authentisch…

Nun hatten unsere Zuschauer doch einige Fragen zum Stück selbst, zur Musik und der Gruppe. Wir freuten uns sehr über das Interesse und die Fragen, wollten jedoch noch nicht zu viel vom Inhalt verraten.

(Jannika Erdmann)

Zeitraffer-Parzival
Projekt von Graham Smith und der School of Life and Dance
Choreografie: Graham Smith / Dramaturgie: Inga Schonlau / Musik: Julian Schwizler & Hans- Christian Ziupa / Bühne & Kostüm: Anke Niehammer / Mit: Kate Harman, Maria Pires & School of Life and Dance
Mit Unterstützung der Stiftung Theater Freiburg, der Jugendstiftung der Sparkasse & der Badischen Zeitung
Premiere: Sa. 15.6.13, 19.30 Uhr, Großes Haus – Hinterbühne
Weitere Vorstellungen: So. 23.6., 18 Uhr / Sa. 29.6., 18 Uhr / Fr. 12.7.13 (zum letzten Mal), 19.30 Uhr

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