ZEITRAFFER-PARZIVAL TAGEBUCH #2

von | 23.04.2013

Im »Zeitraffer-Parzival«-Tagebuch berichten euch die Teilnehmer_innen über den neuesten Probenverlauf, die Entwicklungen, ihre Gedanken, Eindrücke und Ideen.

Das Stück »Zeitraffer-Parzival« befasst sich mit der Adolesenz eines Ritters (Parzival), der viele Prüfungen bestehen und Zweifel erleiden muss, bis er letztendlich den Gral und damit sein Lebensziel erreicht. Drumherum gibt es natürlich ziemlich viel Mythos, Liebeleien und Kämpfe, die wir allerdings teilweise etwas vernachlässigen wollen, um uns mehr mit der grundlegenden Thematik zu befassen. Unter der Leitung des Choregrafen Graham Smith wird die Nachwuchstanzgruppe School of Life and Dance (SoLD) des Jungen Theaters die Geschichte vor allem durch das Medium des Tanzes erforschen.

Premiere: Sa. 15.6.13, 19.30 Uhr, Großes Haus – Hinterbühne

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SoLD auf Gutleutmatten, 20.4.13

Und wieder so eine von diesen rasanten Aktionen: Man springt einfach rein, und tanzt und macht, und scheinbar nur einen Augenblick später ist alles wieder vorbei. Heute waren wir auf den Gutleutmatten, um dort einen kleinen tänzerischen Teil zum Richtfest beizutragen.

Unsere Bühne eine rechteckige Grasfläche, in leichter Schräglage nach hinten ansteigend, die Luft kühl, doch das Wetter trockener als erwartet. Als bunte Gruppe in Trainingsklamotten, Regenjacken, alten matschfähigen Jeans, Stiefeln, Turnschuhen oder auch barfuß »probten« wir vor Zuschauern für die kommende »Parzival«- Aufführung und zeigten dabei einen kleinen Ausschnitt aus dem Prozess.

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Unsere Darstellung beinhaltete drei Abschnitte: Wir begannen mit unseren Soli, bei denen jeder ein eigenes Thema bearbeitet, das der »Parzival«-Geschichte entspringt und uns persönlich betrifft. Dann folgte eine Art Spiel, bei dem es um die Bewegungsqualitäten jedes Einzelnen unserer Gruppe, um Fremdwahrnehmung und den eigenen Umgang mit dieser geht. Den letzten, erst am Tag zuvor entstandenen Teil bildete die Verknüpfung der zuerst einzeln Tanzenden miteinander durch das Zusammenfinden zu gemeinsamen Bewegungen.

Das frisch gepflanzte Gras beim Tanzen unter dem Körper zu spüren war eine neue Erfahrung – kalt, nass, rutschig, doch weich. Wir können uns also schon mal auf den grasigen Theaterboden bei »Parzival« freuen. Tatsächlich wurde die heutige Darstellung den Zuschauern als Probe angekündigt, was zumindest mir den Druck nahm, der eine fertige Vorstellung bedeutet hätte und dies ermöglichte, einfach auszuprobieren und das Tanzen zu genießen. Wer nicht gerade am Tanzen war, stand an der Seite neben der gekippten Bühne bereit, wobei die strikte Trennung zwischen »Bühne« und »Daneben« unter anderem dadurch unterbrochen wurde, dass auch in diesem Raum Darstellungen stattfanden.

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Bei unserer Nachbesprechung wurde neben dem anders geplanten Zeitmanagement auch das Raumbewusstsein angesprochen: Keine Angst vor dem vorderen Teil der Bühne, auch bei einem fremden Raum!

Insgesamt wirkte das Getanzte ganz anders, als wir es aus dem Theater, aus geschlossenen Räumen gewöhnt sind. Diesmal war unser Raum unbegrenzt, der weite Himmel bot keinen Halt für den Blick, die Tänzer konkurrierten mit mächtigen Bäumen im Hintergrund …
Tanzen im Freien hat eine völlig andere Wirkung, und doch macht es auch wirklich gerade in dieser Freiheit Spaß.

Um die Aktion waren alle froh, und bei der anschließenden wärmenden Suppe kam gleich die Idee auf, sich noch einmal unabhängig von Zuschauenden auf diese Wiese, die doch zu allem einlädt, zum freien Improvisieren zu wagen.

(Jannika)