DIE SACHE MIT DEM LEBEN #2

von | 17.12.2013

»Mein größter Wunsch ist, um sieben Uhr aufzustehen,
in die Schule zu gehen und zwei Stunden Matheunterricht zu haben.«

Schon komisch, was man sich so wünscht, wenn man eingeschränkt ist, wenn man krank ist, wenn man dem Tod gar nicht mehr so fern ist. Man möchte einfach nur ganz normal sein. Im Rahmen des Projekts »Die Sache mit dem Leben« beschäftigen wir uns mit genau diesen Wünschen: mit den Geschichten, Problemen und Träumen von schwer kranken Kindern und Jugendlichen. Nur der Unterschied ist, dass wir gesund sind.

Wir – das sind neun Kinder und Jugendliche. Am vergangenen Wochenende hatten wir unser letztes Probewochenende, bevor wir Anfang Januar in unsere Intensivphase gehen. Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs haben nach intensiven Gesprächen mit lebensbedrohlich und chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen unglaublich viele eindrucksvolle Geschichten gesammelt, welchen wir spielerisch auf der Bühne Gehör verleihen wollen. Neben Szenen wie »Der perfekte Tag« oder »Das Wunschkrankenhaus«, in welchen wir die Träume der kranken Kinder durch Satzcollagen darstellen, werden wir alle einen Monolog sprechen. Diese Monologe sind die Geschichten der einzelnen Personen.

Madeleine ist 18 Jahre alt und hat Rückentumor. Sie sitzt im Rollstuhl. Sie macht gerade ihren Führerschein. Es ist interessant zu beobachten, wie die verschiedenen Menschen mit ihrer Krankheit, mit dem Leben und mit dem Tod umgehen – und vor allem wie stark die Kinder sind. Gleichzeitig frage ich mich, wie ich selbst in so einer Situation handeln würde: Wäre ich wütend? Und wie würde ich meine Zeit gestalten?
Laura sagt, sie würde ganz viel Zeit mit ihrer Familie verbringen. Johanna dagegen würde ihren größten Traum erfüllen. Aber dennoch sind wir uns einig, dass der Tod sehr weit weg für uns ist. Da es fast nicht möglich ist, die Situation unserer Geschichtenerzähler authentisch zu spielen, verstehen wir es nicht als unsere Aufgabe, in die Rolle der Kranken zu schlüpfen und ihre Geschichten zu spielen, sondern den beeindruckenden Geschichten ein Gehör zu verschaffen.

Wer nun aber ein trauriges Spiel erwartet, wird – wie wir finden: zu Recht – enttäuscht werden. »Die Sache mit dem Leben« ist keinesfalls ein Trauerspiel. Viele der Geschichten sind lebendig, humorvoll und vor allem positiv! In den Proben zeichnet sich genau diese positive und fröhliche Stimmung ab. Lebensfroh nähern wir uns den Themen Krankheit und Tod. Vor allem hilft uns die Musik dabei, diese Stimmung beizubehalten. Da unter uns einige fleißige Musiker sitzen, haben wir sogar ein eigenes kleines Orchester. Mit Songs wie der »Gute-Zellen-Swing« sprudelt die gute Laune nur so aus uns heraus. Die Musik ist ein wichtiger Ausgleich zu dem eigentlich schweren Thema. Man fühlt sich gut.

So, das Grundgerüst steht nun, Texte sind gewählt, Musikstücke werden geübt und die Intensivprobewoche liegt vor uns. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

(Christina Willmann, Produktionshospitantin und Mitspielerin)

Die Sache mit dem Leben
Musikalische Performance mit Texten von kranken Kindern und Jugendlichen
Künstlerische Leitung: Kathrin Feldhaus, Benedikt Grubel, Michael Kaiser, Margarethe Mehring-Fuchs / Musikalische Leitung: Ro Kuijpers / Ausstattung: Nina Hofmann / Mit: Johanna Arndt, Luna Bucherer, Laura-Marijke Hecker, Linus Meister, Arvo Nickelsen, Wanda Nickelsen, Fran Johannes Pross, Leon Rüttinger, Christina Willmann
Ein Projekt von »Element 3 – Jugend, Kultur, Konzept« in Kooperation mit dem Theater Freiburg
Die Texte stammen aus einem Buch-Projekt der Veronika Stiftung – die Hand zum Leben reichen – in Kooperation mit »Element 3«
Premiere: So. 19.1.14, 19 Uhr, Werkraum / weitere Vorstellungen im Februar und März

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