LATENIGHT-SHOW NO. 1

von | 04.02.2014

Vergangenen Donnerstag versuchten wir uns an Freiburgs erster Latenight-Show. Eine Woche danach ziehen wir ein kleines Fazit.

Am Anfang war die simple Idee: Die Stadt, in der wir leben oder zumindest zuhause sind, braucht eine Latenight-Show. Keine Widerrede. Sophie wollte sich bereits mit 20 Jahren ihren Kindheitstraum erfüllen, und Tobias hielt es zumindest für keine allzu dumme Idee, dabei mitzuwirken. Gesagt getan also. Wir machten Pläne und verwarfen sie wieder, nahmen unzählige Kalt- und Heißgetränke zu uns, redeten mit und über Menschen, die uns interessierten, die wir gerne dabei haben wollten, um mit ihnen einen Blick zu werfen auf sie und unsere Schwarzwaldmetropole, die doch mehr zu bieten haben musste als die gängigen Klischees von Bionade-Bürgertum, Mittelalter-Münster und Alternativ-Studenten.

Mehrere Monate loser Treffen und Vorbereitung mit der bald unentbehrlichen Hilfe und Mitarbeit der drei Theatervertreter Michael Kaiser, Benedikt Grubel und Alexa Klett zogen ins Land. Wir gaben dem städtischen Leitmedium ein missglücktes Interview und erfreuten uns an einer neuen Sternstunde der differenzierten Netz-Diskussion. Nicht nur Lukas sollte sich später so oder so ähnlich fragen: »Was werden eigentlich spätere Generationen von uns denken, wenn wir ihnen nichts hinterlassen als Kommentarspalten voller Hass und wichtigtuerischer Dampfplauderei?«
Wir gaben uns redlich Mühe, Betty BBQs Aufregung in einfache Vorfreude zu verwandeln, und uns dabei selbst nicht von ihrer intensiven Vorbereitung in Kleiderfragen beunruhigen zu lassen. Wir lauschten schon bei den Proben hingerissen Alejandro Lárragas »Tannhäuser«-Arie und freuten uns über die beiden waschechten Verbindungsstudenten Matthias und Jannik, die wir erst nach langer Suche und Safari über die Basler Straße gefunden hatten.

Dann war es soweit, der 23. Januar, und wir fest entschlossen: Was auch immer passieren würde, wir würden es mit Fassung und so etwas wie Charme tragen. Und dann? Passierte es einfach. Das erste Glas Sekt mit Betty, ein paar Schnäpse mit einem trinkfreudigen Zuschauer, der sich keine Ente für eine tatsächliche Zeitungsmeldung vormachen ließ, ein Bier mit Lukas, eine imaginäre Cola mit den zwei Korpos. Die Leute kamen von nah und fern (Ortenau!), waren jung und alt und völlig abgesehen von solcherlei Clustern durchweg hinreißend, passten in jedes Freiburger Klischee (Jack Wolfskin, Lehramtsstudentinnen, Fahrrad) und sahen so gut dabei aus. Zwischendurch ein Gehversuch auf High Heels, ein Wackelkontakt an Lukas‘ Gitarre, eine nahezu komplette »Tannhäuser«-Nacherzählung von Alejandro, unzählige Münzen in Lanz-Schwein und Jukebox. Kusshände und gemeinsames Lachen, ein paar neue Erkenntnisse: Das Theater hat kein Geld für Schwerter. Lukas‘ Albumstitel ist kein Witz, die CD aber trotzdem absolut zu empfehlen. Vielmehr aber: Fragen, die im bald benebelten Kopf hängen bleiben und beim anschließenden Publikumsplausch auf der Bühne erörtert werden können oder auch nicht. Wie klingt heute ein Lied noch über Freiburg, 21 Jahre nach Tocotronics Hymne über den Hass auf Fahrradfahrer, Backgammonspieler und Tanztheater? Wird der Freiburger Tatort wirklich von einem Fahrraddiebstahl handeln? Oder doch von einem Totschlag mit Biomüllbeutel? Wie tolerant kann Freiburg schon wirklich sein, wenn »Hitzlsperger« auf der KaJo als Schimpfwort taugt? Gibt es Gründe, sich auf den Kommunalen Ordnungsdienst zu freuen?

Der Kater am Morgen sagt, dass es gut war. Die Zufriedenheit genauso, die Badische Zeitung noch dazu. Das fanden auch unsere Gäste, wie sich unschwer aus ihren am Ende der Show gesammelten Worten erkennen lässt: »Frisch!« (Alejandro Lárraga), »War ganz okay.« (Lukas Meister), »Markus Lanz« (Betty BBQ), »Wir sind keine Nazis!« (Matthias und Jannik). Was wollen wir mehr?

Wir sagen einfach: Oh Baby, Love Really Hurts Without You. Was immer das zu bedeuten hat. Am 25. April sehen wir uns zur zweiten Ausgabe (der VVK startet demnächst)!

(Sophie Passmann und Tobias Gralke)